Klimafreundliche Alternativen für die Mobilität der Zukunft
Nikolaus Hofer, BSc und Sabrina Wagner, BSc
Die selbstbestimmte Mobilität ist ein integraler Bestandteil des alltäglichen Lebens und ein Komfort auf den man heutzutage kaum mehr verzichten will. Doch der immer weiter zunehmende Verkehr ist verantwortlich für 30 % der österreichischen CO2-Emissionen [1]. Eine Umschichtung vom ungeteilten motorisierten Individualverkehrs zu klimafreundlichen Alternativen ist dringend notwendig. Mit welchen (Verkehrs-)Mitteln schaffen wir es, gemeinsam die Mobilitätsrevolution einzuleiten und die Mobilitätsgewohnheiten zu umweltfreundlichen Alternativen hin zu wandeln?
Das Problem: CO2 und Ineffizienz
Allein die über 5 Mio. PKW in Österreich – das entspricht 0.6 PKWs pro Einwohner*in unabhängig von Alter, Fahrfähigkeit oder Führerscheinbesitz – stoßen 17,13 % der österreichischen CO2-Emissionen aus [6] [2] [3]. Doch zusätzlich zu den immer mehr werdenden PKWs in Österreich nimmt auch der Besetzungsgrad immer weiter ab: 2017 lag die durchschnittliche Anzahl von Insassen in einem Fahrzeug bei 1,15, das heißt, dass Fahrzeuge immer weniger Menschen befördern – meist sogar nur einen Menschen – und trotzdem Platz und Ressourcen wegnehmen [4].
Abbildung: Besetzungsgrad der Autos im Zeitverlauf und Anzahl der gefahrenen Kilometer
Quelle: VCÖ – Mobilität mit Zukunft
Öffentliche Verkehrsmittel
Die klassische Alternative zum eigenen PKW sind die öffentlichen Verkehrsmittel (ÖV) wie Bus oder Bahn. Speziell in den letzten Jahren wurde das öffentliche Verkehrsnetz stark ausgebaut, um die Attraktivität dieser nachhaltigen Fortbewegungsart zu steigern. Zusätzlich werden verschiedene Tarife für Pendler*innen bzw. Vielfahrer*innen angeboten, wie Jahreskarten und Semestertickets. Da der ÖV in Ballungsräumen bereits sehr flexibel nutzbar und finanziell sehr attraktiv ist, stellt er eine tatsächliche Alternative zum ungeteilten Individualverkehr dar. In ruralen Regionen ist vielerorts das Angebot noch nicht weit genug ausgebaut, um die Anforderungen eines flexiblen und komfortablen öffentlichen Nahverkehrs abzudecken. Dieses flexible Mobilitätsbedürfnis wird durch aktuelle Entwicklungen wie Arbeitszeitflexibilisierung und Home-Office noch verstärkt und oft durch den vor allem auf den Schulverkehr ausgelegten ÖV in ländlichen Gebieten nicht für alle Interessensgruppen abgedeckt.

Mitfahrbörsen
Mitfahrbörsen sowie Mitfahrgelegenheiten im Allgemeinen sind eine Option, um kostengünstig und schnell die alltäglichen und wiederkehrende Strecken zurückzulegen. Ein Fokus auf Mitfahrgelegenheiten im Pendelverkehr bieten unterschiedliche Anbieter um den Weg von und zur Arbeit mit den Kolleg*innen gemeinsam zurückzulegen. Diese regelmäßigen Mitfahrten decken nur einen Teil des Mobilitätsbedürfnisses ab, können aber zusätzlich zu den finanziellen und ökologischen Anreizen auch die Notwendigkeit eines Zweitfahrzeugs im Haushalt reduzieren. Auch für Unternehmen bieten betriebliche Mitfahrangebote soziale und finanzielle Vorteile, wie beispielsweise erhöhtem Zusammenhalt und reduzierte Kosten für Parkmöglichkeiten.
Geprägt durch das digitale Zeitalter steht breites ein breites Angebot an Mitfahrbörsen und -Apps am Markt zur Verfügung, wie beispielsweise Carployee, Foahstmit, Ummadum oder Hey Way. Diese (lokale) Fragmentierung der unterschiedlichen Lösungen führt zu abgeschotteten Gruppen von Nutzer*innen und in der Konsequenz auch zu einer geringeren Anzahl von angebotenen Strecken. Weitere Anbieter wie BlaBlaCar sind mit ihrem Fokus auf Langstrecken können bei nicht durch den öffentlichen Verkehr abgedeckten Strecken eine Ergänzung zu eben diesem darstellen.
Zusätzlich zu den digitalen Mitfahrbörsen gibt es auch Angebote zum analogen und spontanen Mitfahrten, wie das im Bezirk Freistadt angebotene „Mitfahrbankerl“ des Energiebezirkes Freistadt. Sie sollen das klassische Auto stoppen ablösen und eine flexible Möglichkeit des Mitfahrens bieten.

Car-Sharing
Fast ausschließlich werden bei der Frage der Umweltschädlichkeit im Bereich der Mobilität der Spritverbrauch und die dadurch verursachten Emissionen betrachtet. Jedoch gibt es neben der Problematik des niedrigen Besetzungsgrades und der dadurch verbundenen hohen Klimabelastung noch einen weiteren Faktor: Die Fahrzeugherstellung selbst. Ein Fahrzeug verursacht Treibhausgas-Emissionen im Ausmaß von mehreren zehntausend gefahrenen Kilometern bereits bei der Herstellung, ohne jemals einen Kilometer gefahren zu sein [7].
Car-Sharing bietet eine gute Alternative zum Kauf eines eigenen Fahrzeugs, indem ein PKW flexibel für die benötigte Dauer angemietet werden kann. Car-Sharing ist eine optimale Ergänzung für den öffentlichen Verkehr, da bei Notwendigkeit eines individuellen Fahrzeugs (z.B. zur Anreise zu einem nicht öffentlich zugänglichen Freizeitangeboten) zeitlich flexibel auch unterschiedliche Fahrzeugtypen angemietet werden können. Auch bei den Anbietern von Car-Sharing kommt es zu einer starken Fragmentierung der Anbieter und durch die unterschiedlichen Zahlungsmodalitäten, Verfügbarkeiten auch zu einer unübersichtlichen Informationslage für Kund*innen.
Es gibt sowohl private, wie beispielsweise auf der Plattform Getaround, als auch öffentliche Anbieter, wie beispielsweise ÖBB Rail&Drive, TIM oder MühlFerdl. Diese verfügen auch unterschiedliche Zielsetzungen wie z.B. lokale Ergänzung zum ÖV und/oder Ersatz des Zweitwagens oder Tourismus-fokussierte Angebote als Ergänzung zur öffentlichen Anreise. Grundsätzlich werden zwei Car-Sharing Typen unterschieden: das stationsbasierte und das free floating Car-Sharing. Der Unterschied ist, dass beim stationsbasierten Car-Sharing mehrere fixe Stationen vom Anbieter definiert werden, an denen die Fahrzeuge sowohl abgeholt als auch abgestellt werden können, wobei beim free floating Car-Sharing das Fahrzeug an einem beliebigen Ort innerhalb einer Zone abgestellt werden können. Am weitesten verbreitet ist der stationsbasierte Ansatz und nur in manchen Ballungsräumen wird free floating Car-Sharing angeboten.


Beispiele für Forschungsprojekte zu zukunftsfähiger Mobilität
Die RISC Software GmbH befasst sich stark mit einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Mobilität und arbeitet in mehreren Projekten mit dem Ziel eine nachhaltige, günstige und unkomplizierte Lösungen für die aktuellen Herausforderungen im Individualverkehr zu lösen.
Quellen
[2] Umweltbundesamt, 2018b
[4] Trafico, Umweltbundesamt, VCÖ 2018
[5] Greenpeace, Städtische Mobilität nach Corona: Auto-Kollaps oder Fahrrad-Boom, 2020
Autoren

Nikolaus Hofer, BSc und Sabrina Wagner, BSc sind Software Developer im Bereich “Smart Mobility und Analytics” der Unit Logistics Informatics der RISC Software GmbH.